Chacheli us em Bode
Das Museum «zur alten Töpferei» hat als Schenkung einen umfangreichen Kellerfund aus Nidfluh erhalten.
Um 1870 haben heftige Unwetter das Simmental heimgesucht. Offenbar hat bei einem von diesen ein Erdrutsch die nördliche Grundmauer eines Gebäudes in der Bäuert Nidfluh eingedrückt, das gelagerte Material zerstört und zugeschüttet. Bewohnt wurde das Gebäude zu dieser Zeit von zwei Familien Knutti, die sich das Haus teilten. Geld war Mangelware, die Menschen lebten in Armut. Vater Jakob Knutti musste seinen Verdienst ausserhalb der Landwirtschaft suchen. Als Hausierer und «Chacheliträger» brachte er Gebrauchsgeschirr aus Heimberg ins Niedersimmental. Nicht selten kam es wegen fehlender Finanzen der Käufer zu einem Tausch mit Leder, Lumpen und Knochen. So war sein Händlerdepot neben Heimberger Geschirr mit Glas und allerlei Tauschgegenständen gefüllt. Bis zum Tag, an dem die Schlammlawine es zerstörte und die Scherben 130 Jahre zugedeckt blieben.
Zufallsfund bei Haussanierung
Bei einer Versetzung des Boilers mussten die heutigen Besitzer der Liegenschaft, Katrin und Ernst Roth-Rubi, im Jahre 1999 den Boden der nord-westlichen Kellerecke um etwa 50 Zentimeter absenken. Dabei stiessen sie auf Erde, die mit Geschirr- und Glasscherben, Knochen, Schieferteilen, genagelten Schuhen sowie mit weiteren Kleinfunden durchsetzt war – das zerstörte Händlerdepot kam in Einzelteilen zum Vorschein. Die Überraschung der Besitzer war gross, als sie in dem seit Jahrzehnten vermauerten Keller eine Kulturschicht mit einer Menge zerbrochener Keramik fanden. Bald wurde klar, dass es sich um Geschirr handelte, wie es in der Gegend vor allem in Heimberg im 19. Jahrhundert hergestellt worden war. Aus den geborgenen Scherben konnten Katrin und Ernst Roth-Rubi in minutiöser Kleinarbeit ein Bestand mit Kannen, Platten, Tellern, Schüsselchen und Deckel, Henkeltassen mit Untertassen, einem Henkeltopf und etwas Spielzeug rekonstruieren. Während zwei Jahren wurde der gesamte Fund vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern gesichtet, archiviert und ein Fundprotokoll erstellt.
Sonderausstellung im Museum «zur alten Töpferei»
Mit der nun erfolgten Schenkung erhält das Museum «zur alten Töpferei» nicht nur Alltagsgeschirr aus früheren Zeiten, sondern auch einen Fundkomplex, der aus sozial-wirtschaftlicher Sicht sehr interessant ist und damit einen hautnahen Einblick in das Leben des 19. Jahrhunderts ermöglicht. Der Vorstand des Museumsvereins Heimberg ist stolz, den Fundkomplex Nidfluh 315 bewahren zu dürfen. Die Arbeiten für eine Sonderausstellung sind aufgenommen worden – wir halten Sie auf dem Laufenden, wann die interessante Keramik zu besichtigen sein wird.



